Google verkauft seit Oktober einen pro Sekunde, Amazon zu Weihnachten mindestens 20 Millionen, davon eine Million allein in Deutschland. Die Rede ist von smarten Lautsprechern, die nicht nur Musik abspielen, sondern auch Sprachbefehle ausführen können. Man stellt eine Frage, das Gerät hört mit sensiblen Mikrofonen mit, sucht sich aus dem Internet in Sekundenbruchteilen die Antwort heraus und antwortet meist präzise und blechern. Wer keinen Lautsprecher braucht, besorgt sich einen kleinen Mikrofongnubbel, der aussieht wie ein geschrumpfter Staubsaugerroboter. Den legt man sich den ins Regal („YX, welches Buch ist gerade angesagt?“), auf den Küchentisch („YX, wie geht ein Rezept für Eierkuchen?“), den Nachtschrank („XY, weck mich morgen um 5:30 Uhr!“), die Bettkante („XY, dimm das Licht!“) oder ins Badezimmer („XY, erinnere mich daran, WC-Papier zu kaufen!“). XY steht dabei jeweils für einen Namen, der die Mikrofone in den smarten Boxen aktiviert (z.B. OK Google, Alexa oder Hans-Peter). Wer darauf verzichten möchte, kann sein Smartphone mit seinem smart Home verbinden und per Sprachsteuerung Heizung, Licht und Fernseher steuern. Schöne neue Welt? Eher ein Virus, der sogar Leute befällt, die in den Achtzigern gegen die Volkszählung demonstrierten und heute Alexa als Teil der Familie behandeln. Angst vor dem großen Lauschangriff? Fehlanzeige. Bequemlichkeit geht vor. Warum soll ich etwas aufschreiben, wenn ich es auch sagen könnte? Die großen Internetkonzerne erobern die älteste Kommunikationsform der Menschheit: Das Gespräch. Obwohl Sätze im Gespräch nicht durchgehend mit Ausrufezeichen oder Fragezeichen beendet werden sollten. Alexa, Siri und Co. sind manchmal sinnvolle Gimmicks, aber keine sinnvollen Gesprächspartner. Sie hören zwar immer mit, aber Antworten auf die wichtigen Lebensfragen liefern sie nicht. Die kommen aus anderer Richtung: Von einem, der uns immer hört, dem wir alles sagen können und der oft auf erstaunliche Weise antwortet, wenn wir denn endlich mal still werden und auf seine Stimme hören.

Kurt Michel / www.pixelio.de