(aus der Rede zur Bürgerversammlung in Wendeburg am 12.03.2025, überarbeitet)
Veränderungen gehen doch manchmal ganz schön schnell. Unsere Kirchenleitung tut alles, um uns Pfarrerinnen und Pfarrer von der eigentlichen Arbeit abzuhalten: Die Einführung der erweiterten Kameralistik, die Schulung aller Mitarbeiter in der Prävention gegen sexualisierte Gewalt sowie die Erarbeitung eines entsprechenden Konzeptes für jede Kirchengemeinde und jetzt neu eine groß angelegte Strukturreform, die die Kirchengemeinden weitgehend abschaffen möchte. Das Ziel ist nicht mehr und war es vielleicht auch nie, lebendige, mündige Gemeinden zu bauen, in denen der Glaube auch ohne hauptamtliches Personal fröhlich und einladend gelebt wird, sondern eher, sich selbst abzuschaffen. Statt dass jemand dafür die Verantwortung übernimmt, wird der Mitgliederverlust und der damit verbundene Schrumpfungsprozess schöngeredet und als Teil des gesamtgesellschaftlichen Wandels verkauft nach dem Motto: Gewerkschaften und Parteien schrumpfen doch auch. War das früher noch undenkbar, hört man nun von höchster Stelle den Rat, manche Gottesdienste einfach sein zu lassen. Statt über diese Welt und dieses Leben hinauszuweisen (wie Jesus und Paulus das taten), will man den Himmel auf die Erde holen, was nachweislich noch nie geklappt hat.
Dass das manche Pfarrerinnen und Pfarrer, die mit einer ganz anderen Vision an den Start gegangen sind, richtig fertig macht, kann sich vielleicht jeder denken. Aber eine evangelische Kirche, die sich per Pressemeldung für den Erhalt des Deutschlandtickets ausspricht, ein Tempolimit auf Autobahnen fordert oder den Lebensschutz am Beginn des Lebens komplett aufgibt, hat im Grunde ausgedient.
Dass es allen in unserem Land ohne Kirche langfristig besser geht, glaube ich persönlich aber auch nicht. In dem Maße, wie die Kirchen kleiner werden, werden extreme, menschenverachtende Kreise größer, der Umgang wird rauer, gewaltbereiter, verächtlicher, rücksichtsloser, selbstverliebter. Ist das besser?
Alles ist im Wandel. Kulturen kommen und gehen. Vielleicht sind wir jetzt dran und die Zeit des christlichen Abendlandes ist vorbei. Das einzig Verlässliche in unseren Zeiten ist doch, dass die Eintracht in Braunschweig mal wieder um den Abstieg kämpft und der FC Bayern München Deutscher Meister wird (Stand vom 12.03.).
Auch wenn Kirche sich verändert und Strukturen zerbrechen, wird es an unseren Orten immer Menschen geben, die Glaube, Liebe und Hoffnung leben, Jesus Christus mit ihrem Leben nachfolgen, das Evangelium von der wunderbaren Gnade Gottes weitersagen, Gemeinschaft leben, einander trösten und beistehen, beten und Wohnzimmergottesdienste feiern und zusammen darauf hoffen, dass Gott am Ende diese Welt erneuert und sein Reich endgültig kommt und den Frieden bringt, nachdem wir uns alle so sehnen.

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