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01.03.2018 Kategorie: Angedacht

Vizefreitag

Leben nutzen!

Ich könnte dem Radiomoderator dafür jedes Mal einen gepfefferten Wortbeitrag zur Blödsinnigkeit dieses Wortes entgegenwerfen: Vizefreitag. Als er am Donnerstag seine Moderation wieder mit diesem Wort begann, platzte mir der Kragen. Was er damit sagen will, ist vielleicht: Leute, freut euch, morgen ist Freitag und danach habt ihr alle ein freies Wochenende! Schön für euch, denk ich dann immer und blicke neidisch auf viele gut bezahlte Freitagmittagdenstiftausderhandleger. Zweieinhalb freie Tage am Stück: Deutschland muss es gut gehen, wenn der Donnerstag zum Vizefreitag wird. Lachen können darüber alle die nicht, die samstags und sonntags oft hart und einsam für das Gemeinwohl kämpfen: Für Gesundheit, Pflege, Sicherheit, Verpflegung und andere wichtige Dienstleistungen. Da ist viel Arbeit angesagt, wenn sich andere ins Vergnügen stürzen.
Am Vizefreitag nervt mich die Geringschätzung von Arbeit. Das Arbeitsleben gehört – wie die freie Zeit - zum Leben dazu. Es gibt ein Leben nach dem Sonntag! Wichtig ist, die Balance zu halten zwischen Anspannung und Entspannung, Höchstleitung und Erholung, Geben und Nehmen. Und dafür ist es fast egal, ob der freie Tag der Samstag oder der Dienstag ist. Jeder Tag hat die Chance, mich besser, lieber, barmherziger, reifer und verständnisvoller zu machen. Sogar der dämliche Vizefreitag. Und noch etwas: Was wäre, wenn unser Leben nur das Vizeleben wäre? Wenn danach wirklich noch etwas kommt, das alles Bisherige weit in den Schatten stellt? Würden wir dann auch unser jetziges Leben geringschätzen? Wahrscheinlich nicht, sondern wir würden es so gut nutzen, wie es nur geht!

Esther Stosch / www.pixelio.de

Beitrag von Pastor Frank Wesemann
Dateien:
Vizefreitag.pdf