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16.02.2021 Kategorie: Angedacht, Pfarrverband

Rettungsdienst

Wie wollen wir leben – und wie sterben?

1982 stürzte ein Flugzeug nach dem Start in Washington DC in den Potomac. Es war Winter und der Fluss war gefroren. Der Absturz erfolgte nahe einer Brücke. Die Kamerateams filmten alles. Millionen Zuschauer sahen von ihrer Couch zu, als die Fernsehkameras draufhielten, wie einem Mann im Wasser aus einem Hubschrauber ein Rettungsgurt an einem Seil zugeworfen wurde. Der Mann schnappte ihn sich, schwamm zu einer Frau in seiner Nähe, schnallte sie in den Gurt und ließ sie hochziehen. Immer wieder wurde der Gurt heruntergelassen und immer wieder half der Mann anderen. Auf diese Art rettete er vier oder fünf Menschen das Leben, bevor sein Körper vor Kälte erstarrte und er ertrank. Warum brachte sich der Mann nicht selbst in Sicherheit? Weil er es sich zur Aufgabe gemacht hatte, andere zu retten.

Auf noch erstaunlichere Weise rettete Jesus viele durch seinen Tod am Kreuz, aber nicht sich selbst. Denn es war sein Auftrag zu retten. Seine Zeitgenossen haben das damals nicht kapiert. Sie schüttelten den Kopf und verstanden nicht, dass Jesus sein Opfer freiwillig brachte. Ist heute der Rettungsdienst von Jesus einfacher zu verstehen? Wohl eher nicht. Alle haben eine Heidenangst vor dem Tod. Statt Gott um Hilfe anzurufen, rufen alle bei der Impfhotline an – oder beim Friseur. Corona ist eine Plage. Sie fordert Opfer. Sie holt unser Lebensende aus dem toten Winkel. So dass wir genau hin sehen und uns fragen müssen: Wie wollen wir leben – und wie sterben? Gerettet, erlöst, in Sicherheit gebracht, im Frieden mit Gott – oder eben nicht. Jesus springt für uns ins eiskalte Wasser, reicht uns den Gurt, denkt nicht an sich, sondern nur an uns. Aber zugreifen und retten lassen müssen wir uns schon selbst. Damit wir jetzt schon mit ihm erfüllt leben, einmal mit ihm getröstet sterben und dann in seiner Ewigkeit mit ihm und allen, die sich haben retten lassen, fröhlich mitfeiern können.

Foto: Heinrich Linse / www.pixelio.de

Beitrag von Pastor Frank Wesemann