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21.07.2022 Kategorie: Angedacht

Ablenkungsmanöver

Morgen sind wir tot...

Was haben eine Promi-Hochzeit wie die von Christian Lindner, Punks auf Sylt, ein anrüchiger Partyschlager und Kängurus im Vorgarten gemeinsam? Richtig: Sie entsteigen kurzfristig dem Sommerloch, bis sie nach wenigen Tagen ohne viel Aufsehen wieder komplett darin verschwinden. Sie sind eine beliebte Ablenkung vom schwieriger gewordenen Alltag. Genau wie eine heftige Hitzewelle, die tatsächlich nur zwei Tage dauert. Leider kenne ich keine Verniedlichungsform von Hitzewelle. Hitzewellchen? Aber ich lenke schon wieder ab. Seit Wochen bestimmt die große Ratlosigkeit die Politik. Wie umgehen mit Corona, Kernenergie und Kriegstreibern? Was tun bei Teuerung, Gasknappheit und Kriegsverbrechen? Es wird gefordert und gemahnt, aber so wenig getan. Wer das Ziel nicht kennt, dem fällt es schwer, den Kurs zu setzen. Also wird mit belustigend-banalen Themen abgelenkt, damit nicht das ganze Land in kollektiven Trübsinn fällt. Der Herbst wird schlimm, der Winter erst recht, also wird gerade gefeiert, als gäbe es kein Morgen. „Lasst uns essen und trinken; denn morgen sind wir tot“: So steht es schon in der Bibel. Also hoch die Tassen und feiern bis zum Abwinken! Auf den ersten Blick ist das gut biblisch begründet, aber komplett diesseitsfixiert und ewigkeitsvergessen. Denn im Zusammenhang geht der Vers so: „Wenn Tote nicht auferweckt werden, dann lasst uns essen und trinken; denn morgen sind wir tot“ (1. Kor 15,32). Wenn also das Wörtchen wenn nicht wär! Wenn nach diesem Leben nichts mehr kommt, muss ich es bis zum letzten Atemzug auskosten, koste es, was es wolle. Ist unser Leben aber nur eine Vorbereitung auf das Leben, das dann noch kommt, können wir trotz unserer Sorgen, Ängste und Fragen entspannter, hoffnungsvoller, krisenfester und furchtloser leben. Gott gibt diese Welt nicht auf. Sein Reich und seine Gerechtigkeit werden sich am Ende durchsetzen. Und wir werden das ernten, was wir in diesem Leben ausgesät haben. Gut feiern kann man mit diesen schönen Aussichten dann erst recht

Foto: Somchai Sumnow / www.pixabay.com

Beitrag von Frank Wesemann