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19.05.2015 Kategorie: Angedacht

Steuererklärung

Unsere Lebensbilanz bei Gott

Nun ist es aber höchste Zeit. Eigentlich wollte ich sie nicht wieder aufschieben. Eigentlich ist sie auch gar nicht so viel Arbeit. Sie passt zwar nicht auf einen Bierdeckel - leider -, aber so schlimm ist sie dann doch nicht: Die Steuererklärung. Wir sind nicht umgezogen, nicht Eltern geworden, arbeitsmäßig haben wir uns nicht verändert, sind noch verheiratet - mit demselben Partner - und haben bei weitem nicht den Aufwand, den Selbständige betreiben müssen. Oder solche, die mit wechselnden (Arbeits-)Verhältnissen leben (müssen). Und trotzdem ist es ein lästiger Zeitvertreib, der nur beim Blick auf die zu erwartende Steuererstattung etwas Frohsinn verbreitet. Wenn man weiß, dass man nachzahlen muss, macht sie natürlich keinen Spaß. Das Steuerrecht ist ja auch wirklich kompliziert. Aber unser Freund, der Steuerberater, muss ja auch von etwas leben. Und die Finanzämter sowieso, auch wenn man nach Antragsstellung monatelang nichts mehr von ihnen hört. Warum eine für alle Beteiligten aufwendigere getrennte Veranlagung für manche Paare günstiger ist, habe ich auch nicht verstanden. Nun brüte ich wieder über den Belegen, kämpfe mit dem Steuerprogramm, trage Einkünfte, Erstattungen und Abzüge ein und ärgere mich, dass ich im letzten Jahr nicht mehr gespendet habe. Nicht um die Spende steuerlich geltend zu machen, sondern weil ich denen dankbar bin, die in Studium und Ausbildungszeit für eine gute Begleitung gesorgt haben. Oder die einen guten Job machen, Menschen das Evangelium nahe zu bringen oder den Schwächsten der Schwachen in Jesu Namen helfen. Anderen ist anderes wichtig. Hauptsache, wir teilen unseren (unverdienten) Reichtum mit anderen. Aber zurück zur Steuer. Wie wird es einmal sein, wenn wir vor Gott unsere Verhältnisse offenlegen müssen? Welche Einkünfte, Erstattungen und Abzüge können wir vor ihm geltend machen? Oder wird er von uns eine große Nachzahlung fordern? Sein Bescheid wird endgültig und unanfechtbar sein. Unter unser Leben wird ein Strich gezogen und abgerechnet. Was dürfen wir dann als plus und was als minus verbuchen? Ich vermute, dass die meisten Menschen ein Gefühl dafür haben für das, was sie Gutes oder Schlechtes bewirken. Selten gibt es nur das eine oder das andere. Meistens tragen wir beides in uns, und bei den einen überwiegt eben das Gute, bei den anderen eben das Schlechte. Als Jesus einmal gefragt wurde, welches denn das wichtigste Gebot überhaupt ist, sagte er, dass wir Gott über alles lieben sollen und unseren Mitmenschen wie uns selbst. Wenn wir das tun, kommt unser Lebenssaldo ins Plus. Und was uns daran fehlt, gibt Gott als zinsloses Darlehen hinzu. Nur mit Gottes Hilfe wird unsere Lebensbilanz positiv sein, auch wenn unser Konto schmal gefüllt ist. Irdischen Reichtum müssen wir einmal zurück lassen. Die Liebe, die wir verschenkt haben, nehmen wir mit und bekommen sie großzügig zurück bezahlt. Das ist jetzt zwar sehr tröstlich, entbindet uns aber nicht, sie endlich fertig zu stellen: Unsere beliebte Steuererklärung!

Rolf van Melis / www.pixelio.de

Beitrag von Frank Wesemann