Was waren das doch noch für Zeiten, in denen man das Telefon nur zum Telefonieren benutzt hat! Heute zückt man es sofort, um Missstände zu fotografieren und der weltweiten Internetgemeinde bekannt zu machen. Ob sich einer über eine Ampel, einen Falschparker, den hässlichen Gartenzaun des Nachbarn oder über nächtlichen Lichtschein in der Schule aufregt: Die Erregung wird geteilt und sofort das Fass zum Überlaufen gebracht. Kein Wunder, wo doch die gegenwärtigen Krisen offenbar jeden von uns äußerst dünnhäutig gemacht haben. Alle sind heftig gefordert, überfordert, gestresst oder am Ende, so dass die Last einfach nicht mehr zu tragen ist. Es sind nur noch zu wenige Schultern da, auf die man die Last verteilen kann. Also ist der Zusammenbruch unausweichlich. Manche regen sich damit ab, indem sie sich über andere aufregen. Dabei hat doch gerade jeder mit irgendwas zu kämpfen. Da hilft gemeinsame Klage mehr als gegenseitige Anklage. Wem das Wasser bis zum Hals steht, sollte nicht so hohe Wellen schlagen.
„Seht darauf, wie ihr euer Leben führt,“ rät uns der Apostel Paulus einmal. Hier in unseren Dörfern habe ich manchmal den Eindruck, dass das gar nicht nötig ist. Es schauen doch schon alle anderen, wie man sein Leben führt. Es wird genau beobachtet, wie die anderen ihre Ehe führen, ob irgendwo was im Busch ist, ob einer Geldprobleme hat, ob die andere ein neues E-Auto fährt, ob man im Vorgarten bienenfreundliche Blumen pflanzt oder ihn hellgrau zuschottert. Manchmal wird sogar darauf geachtet, wann der andere ins Bett geht, und überlegt, was er denn so lange gemacht haben könnte. „Seht darauf, wie ihr euer Leben führt,“ heißt es aber. Es geht zuerst um unser Leben und nicht darum, Leichen im Keller des Nachbarn zu suchen. Wir sollen zunächst unser Leben prüfen und in den Griff bekommen, bevor wir der Welt mit unseren Lösungsvorschlägen kommen. Und da könnten wir uns fragen: Baue ich meine Mitmenschen auf oder ziehe ich sie runter? Verbreite ich Zuversicht und Hoffnung oder male ich schwarz? Packe ich mit an oder stecke ich den Kopf in den Sand? Vertraue ich den Verheißungen Gottes oder glaube ich nur dem, was andere über mein Leben sagen? Wer sein Leben gut führen möchte, sollte nie vergessen, welche lebenswerten Möglichkeiten Gott für uns bereithält. Wenn er über uns wacht, reicht es für alle.

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