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19.03.2021 Kategorie: Angedacht

Wissensvorsprung

Ich weiß, dass mein Erlöser lebt!

Er verliert auf einen Schlag seine komplette Firma. Sie wird Opfer einer feindlichen Übernahme. Von einem Moment auf den anderen ist er bankrott, abgebrannt, pleite. Aber wie das erlebte Glück kann man auch das erlittene Leid noch steigern. Bei einem Unglück durch ein Unwetter sterben alle seine sieben Töchter und drei Söhne. Ein kaum nachzuempfindender, unerträglicher Schmerz. Nach diesem traurigen Verlust verliert er noch seine Gesundheit. Eiternde, eklige Geschwüre plagen den Mann, der immer auf Gott vertraut und zu ihm gebetet hat. Doch als wenn das alles noch nicht schwer genug zu ertragen wäre, wird seine Verzweiflung weiter gesteigert. Im tiefsten seelischen und körperlichen Schmerz lassen ihn ausgerechnet seine liebsten Menschen im Stich. Seine Geschwister, seine Verwandten und sogar seine Frau wenden sich angewidert von ihm ab. Wie schlimm muss es sein, wenn sich die Menschen, die einem lieb und teuer sind, in der größten Not von einem abwenden?

Nur drei Freunde lassen ihn nicht im Stich und stehen ihm bei. Aber statt zu weinen und zu schweigen, statt mit zu leiden und das Grauen auszuhalten, suchen sie Erklärungen für seine Misere. Hat er vielleicht doch etwas Böses getan? Hat er vielleicht doch dieses himmelschreiende Unheil selber verursacht? Ist er vielleicht selber Schuld? Sie wollen sein Leid erklären, aber können ihn so nicht trösten. Hätten sie mal lieber den Mund gehalten, die Stille ausgehalten, an seiner Seite durchgehalten. Aber so bringen sie ihn in heillose Verzweiflung.

Aber dann schenkt ihm Gott einen unerwarteten Wissensvorsprung, mit dem er seinen Zeitgenossen weit voraus ist. Plötzlich keimt mitten im Leid Hoffnung auf, ein schwaches Licht erhellt den Raum, ein Hoffnungsschimmer leuchtet auf, wenn er mit leiser Stimme seiner Hoffnung Worte verleiht: Ich weiß, dass mein Erlöser lebt! (Hiob 19,25) Gegen den ungerechten, enttäuschenden, stummen und abwesenden Gott hofft er auf den Gott, der ihn erlösen wird, dessen Herz für die Geplagten und Leidenden schlägt und der sich voller Erbarmen um sie kümmert. Auf ihn hofft er in allem Leid. In aller Gottverlassenheit verlässt er sich auf Gott – dennoch und trotzdem, und haucht seine Hoffnung in den Himmel. Er wünscht sich nichts mehr, als seinen Erlöser zu sehen.

Wir dürfen ihn sehen, nicht nur am Karfreitag, Jesus, wie er von seinen Liebsten im Stich gelassen, von den Römern grausam gefoltert und geschlagen wird und schließlich am Kreuz hängt und für uns stirbt. Er erlebt unüberbietbares Leiden, um uns dann an Ostern unüberbietbares Leben zu schenken, so dass wir diese Hoffnung mit Hiob teilen können: Ich weiß, dass mein Erlöser lebt!

Foto: Gerd Altmann / www.pixabay.com

Beitrag von Frank Wesemann