Powerfrauen gab es schon vor zweitausend Jahren. Lydia war so eine Frau, die es beruflich weit gebracht hatte. Sie war Purpurhändlerin. Purpur war ein äußerst kostbarer und teurer roter Farbstoff. Vielleicht war ihr Mann Geschäftsführer und früh verstorben, so dass sie sich nun um alles kümmern musste. Sie wohnte in Ostgriechenland, in Philippi. Sie muss eine sehr tüchtige Geschäftsfrau gewesen sein. Im oberen Management würde man heute sagen.
Sie war Migrantin aus Kleinasien, der heutigen Türkei. Genauer kam sie aus Lydien. Dieser Umstand hat ihr ihren unspektakulären Namen eingebracht: Lydia aus Lydien. Die Religion ihrer asiatischen Eltern überzeugte sie nicht mehr, aber auch zu den Göttern der Römer, die Griechenland besetzt hatten, fand sie keinen Zugang.
Auf ihrer religiösen Suche hat sie den jüdischen Glauben kennengelernt. Sie traf sich vor den Toren der Stadt mit anderen Frauen zum Gebet. Dort draußen kommt es zur unerwarteten Begegnung von Paulus und Lydia. Paulus hatte eigentlich ganz andere Pläne gehabt. Mit seinem Team wollte er in Kleinasien missionieren. Aber der Geist Gottes hatte ihn hinüber geschickt nach Europa. Kurz nach der Ankunft trifft er scheinbar zufällig auf Lydia. Doch es ist mehr als die Begegnung zweier Menschen. Es ist Gottes Wegführung, die Paulus nach Philippi bringt und beide zusammenführt.
Ausgerechnet mit Lydia, einer Frau mit Migrationshintergrund, beginnt die Geschichte der Mission Europas, der Griechenland-Hilfe des Paulus, wie es die Apostelgeschichte erzählt. Ohne diese scheinbar zufällige Begegnung, ohne die Powerfrau Lydia hätte die Geschichte Europas einen anderen Verlauf genommen.
Vielleicht kam es erst zum Smalltalk über das Wetter, dann zum Smalltalk über das Geschäft. Paulus war aus Berufung Missionar, aber von Beruf Zeltmacher. Sie sprachen von Zeltmacher zu Purpurhändlerin, über die Wirtschaftskrise in Griechenland, die hohen römischen Zölle, die Schwierigkeit, qualifizierte Fachkräfte zu bekommen usw.
Und dann erst im zweiten Schritt sprach Paulus auch über das, was sein Leben trägt und erhält: Über den Glauben, über Christus, der unsere Schuld wegnahm, der für uns starb, der auferstanden ist und lebt.
Lydia hört, was Paulus erzählt, und dann heißt es: »der Herr tat ihr das Herz auf«. Gott öffnet ihr Herz. Gott rührt das Herz an. Er tut das Entscheidende, damit sein Wort ins Herz fällt und Wurzeln schlägt und Frucht bringt. Lydia trifft eine äußerst folgenreiche Entscheidung. Sie entscheidet sich für ein Leben mit Christus. Sie wird die erste Christin Europas. Sie lässt ihre Familie und Mitarbeiter taufen, in ihrem Haus trifft sich die wachsende Gemeinde. Das christliche Abendland erlebt bei ihr seinen Urknall. Weil Paulus ihr das Evangelium ans Herz gelegt und Gott ihr Herz geöffnet hat. Was könnte alles in unserem Umfeld passieren, wenn Gott uns das Herz öffnet und wir uns entscheiden, (wieder) als Christ zu leben?

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